Albstadt ist meine zweite Heimat
Schwarzwälder-Bote, 03.11.2015
Freunde fürs Leben: Werner Fischer, Tatsuko und Koji Takizawa sowie Helmut Rogowski vor dem Glasbild von Fritz Wagner. Foto: Schwarzwälder-Bote
Von Karina Eyrich
Albstadt-Ebingen.
Dass Hartmut Rall, Vorsitzender des TSV Ebingen, gestern Geburtstag hatte, war eine schöne Zugabe für den Empfang bei Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, dessen Anlass freilich ein anderesJubiläum war: eine internationale Männerfreundschaft.
„Es war einmal…“ – so fängt fĂĽr Werner Fischer eine märchenhafte Geschichte an, die zu Weihnachten 1965 begann. Helmut Rogowski, Student an der Sporthochschule Köln und Mitglied im TSV Ebingen, hatte damals seinen Vorsitzenden angerufen, weil seine japanischen Kommilitonen mal ein richtig deutsches Weihnachtsfest erleben wollten, was sie bei den Familien Schlagenhauf, Faigle, Dengle und eben bei Familie Werner Fischer dann auch taten.
Dass daraus eine so lange, so enge und für den TSV Ebingen sowie für die Sportstadt Albstadt eine so fruchtbare Freundschaft erwachsen sollte, das sei bewundernswert, betonte Hartmut Rall gestern – und vorbildlich, wie Klaus Konzelmann kommentierte, ehe er Koji und Tatsuko Takizawa beschenkte und ihnen dafür dankte, dass sie eigens von der Kunstturn-Weltmeisterschaft in Glasgow nach Albstadt gekommen waren.
Dort hat der Ehren-Vizepräsident des Internationalen Turnerbundes verfolgt, wie die japanischen Turner den ersten Platz mit der Mannschaft und zahlreiche weitere Medaillenränge in den Einzel-Wettkämpfen erobert haben.
Dass die Turner aus dem Land der aufgehenden Sonne diesen Sport dominieren, haben sie auch in Albstadt schon oft gezeigt: Werner Fischer erinnerte an drei Schauturnen nach der WM 1966 – in Berlin, München und Albstadt, damals der Startschuss für das Landesturnfest 1967, an das ein kunstvolles Glasfenster von Fritz Wagner im Treppenhaus des Rathauses erinnert.
Hartmut Rall schwärmte indes von den Darbietungen der japanischen Turner bei den Galas 2007 – zusammen mit dem damals frischgebackenen Reck-Weltmeister Fabian Hambüchen – und 2011, als Takizawa, Professor und Rektor der Nittaidai-Universität Tokio, dem TSV zum 150. Jubiläum ein ganz besonderes Geschenk machte und viele seiner besten Sportler mit nach Albstadt brachte. Auch gestern sprachen alle von dem unvergesslichen Abend.
Dass Koji und Tatsuko Takizawas erster Sohn – 1971 in Albstadt geboren – „Itsuya“, der Deutsche, heiĂźt, ist nur eines von vielen Bändern, das diese Freundschaft zusammenhält. Sie zu feiern, hat Helmut Rogowski, Werner Fischer, das Ehepaar Takizawa und viele Mitglieder des TSV Ebingen nicht nur gestern zusammen gebracht: Heute werden sie sich gemeinsam in der Schlossberghalle ansehen, was die jungen TSV-Talente können – und danach im Brauhaus Zollernalb feiern. Auch wenn nicht Weihnachten ist. „Albstadt ist meine zweite Heimat“, das musste Koji Takizawa nicht eigens betonen. „Es ist eine ganz groĂźe Ehre, wieder mal hier zu sein. Und ich freue mich, dass wir jetzt, noch mehr als frĂĽher, freundschaftliche Kontakte pflegen“: Ein Studentenaustausch mit der Nittaidai-Universität ist im Gange – und Konzelmann versprach, dass die Stadt ihn gerne unterstĂĽtzen wird.
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